Schlafstörungen erkennen

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Gut zu schlafen ist keine Selbstverständlichkeit. Jeder dritte Deutsche kämpft mit Schlafproblemen. Allerdings sollte man zwischen vorübergehenden Ein- oder Durchschlafschwierigkeiten und chronischen Schlafstörungen strikt trennen: Letztere betreffen jeden Zehnten und sind nur mit fachkundiger Hilfe in den Griff zu bekommen.

Hin und wieder einmal schlecht zu schlafen ist normal und kann zum Beispiel durch vorübergehenden Stress ausgelöst sein. Doch wie unterscheidet man ein vorübergehendes Schlafproblem von einer behandlungsbedürftigen Störung? Unser Selbsttest und weiterführende Infos zu Schlafstörungen geben erste Hinweise.

Wann spricht man von einer Schlafstörung?

Von einer behandlungsbedürftigen Schlafstörung sprechen Fachleute, wenn mindestens dreimal pro Woche Beschwerden auftreten, die schlafabhängig sind und als beeinträchtigend empfunden werden. Schlafstörungen sollten in jedem Fall medizinisch abgeklärt werden.

Symptome in der Nacht:

  • Nicht-Einschlafen-Können am Abend
  • Längere Wachphasen in der Nacht
  • zu frühes Erwachen
  • Gedankenkreisen und Problemgrübeln
  • angstvolle Erwartung neuerlicher nächtlicher Schlafstörungen
  • unruhiger und flacher Schlaf/ häufiges Kurzerwachen
  • Krämpfe in den Beinen
  • Bewegungsunruhe, meist ebenfalls im Bereich der Beine
  • lautes und unregelmäßiges Schnarchen
  • nächtliche Atempausen

Symptome am Tag:

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Minderung der Konzentrations- und Leistungsfähigkeit
  • Gefühle allgemeinen Unwohlseins/depressive Verstimmung
  • Antriebsschwäche
  • vermehrte Reizbarkeit
  • eventuell Muskelschmerzen oder andere Schmerzsymptome

Achtung! Die Kriterien sind nur Anhaltspunkte und ersetzen keineswegs eine ärztliche Diagnose. Wenn Sie sich Sorgen um ihren Schlaf machen oder eine Schlafstörung vermuten, sollten Sie unbedingt ärztlichen Rat einholen.

Selbsttest: Schlafcheck

Mit unserem Selbsttest erhalten Sie erste Anhaltspunkte, ob bei Ihnen eventuell eine Schlafstörung vorliegt.

Schlafstörung - ja oder nein?

1. Ich habe das Gefühl, dass mein Schlaf nur leicht und oberflächlich ist.

2. Ich brauche im allgemeinen länger als 30 Minuten um einzuschlafen und/oder liege nachts längere Zeit wach.

3. Ich bekomme üblicherweise weniger als 6 Stunden Schlaf.

4. Ich wache nachts häufig auf.

5. Meine Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit ist beeinträchtigt.

6. Ich fühle mich häufig niedergeschlagen oder unausgeglichen/nervös.

7. Tagsüber fühle ich mich schläfrig und müde.

8. Meine Schlafprobleme treten häufiger als 3x/Woche auf.

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Schlafstörungen – und nun?

Schlafstörungen ja oder nein – der Test hat Ihnen Hinweise gegeben, erste mögliche Ursachen aufgezeigt bzw. ausgeschlossen. Erfahren Sie jetzt mehr über die Diagnose, Zusammenhänge,  Ursachen und Folgen sowie Therapiemöglichkeiten von Schlafstörungen.

Welche Schlafstörungen gibt es?

In der modernen Schlafmedizin sind mehr als 80 klinische Schlafstörungen bekannt. Sie betreffen das Einschlafen, das Durchschlafen und/oder die Abfolge der Schlafstadien (Schlafarchitektur). Am häufigsten klagen Betroffene über Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnien) sowie schlafbezogene Atmungsstörungen wie Schnarchen und nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe).

Nach einem international anerkannten Klassifikationssystems werden Schlafstörungen in die folgenden sechs Kategorien unterteilt:

  1. Insomnie: Ein- und Durchschlafstörungen; Insomnien reichen von gelegentlichen Schlafproblemen bis hin zu chronischen Schlafstörungen mit teilweise starken Beeinträchtigungen der Tagesleistung und Tagesbefindlichkeit

  2. Hypersomnie: Erhöhtes Schlafbedürfnis (>10 h), Tagesschläfrigkeit; Hypersomnien sind Schlafstörungen, die durch eine gesteigerte Müdigkeit und Einschlafneigung während des Tages gekennzeichnet sind.

  3. Schlafbezogene Atmungsstörungen: Gruppe von Erkrankungen, bei denen es im Schlaf zu einer relevanten Verschlechterung der Atmung oder gar zu Atemaussetzern kommt. Das häufigste Krankheitsbild ist das obstruktive Schlafapnoesyndrom, erkennbar am lauten und unregelmäßigen Schnarchen, häufig mit Atempausen. Weniger bekannt ist das Upper Airway Resistance Syndrom (UARS), bei dem es aufgrund einer Verengung der oberen Atemwege während des Schlafs zu erhöhter Atemanstrengung ohne Apnoe (Atemaussetzer) kommt.

  4. Schlafbezogene Bewegungsstörungen (Restless Leg Syndrom = unruhige Beine): Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine Störung des Nervensystems. Kribbeln und Unruheempfinden in den Beinen, ständiger Bewegungsdrang, verbunden mit Schmerzen in den Waden, beeinträchtigen den Schlaf ganz erheblich.

  5. Parasomnien (Schlafwandeln, Zähneknirschen, Alpträume, Nachtangst): Parasomnien sind Phänomene - unerwünschte und unangemessene Verhaltensauffälligkeiten –  die unbewusst aus dem Schlaf heraus auftreten.

  6. Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörungen (z. B. Jetlag, Schichtarbeit): Der Schlaf selbst ist hier nicht gestört, er tritt aber zur „falschen“ Zeit auf. Betroffene können nicht schlafen, wenn der Schlaf gewünscht wird und sind nicht leistungsfähig, wenn sie es sein sollten.

Diagnose

Bei anhaltenden Schlafproblemen ist Ihr Hausarzt der erste Ansprechpartner. Durch eine gezielte Befragung ermittelt er die vorliegende Form der Schlafstörung und mögliche Ursachen. Im Bedarfsfall wird er an einen Schlafmediziner überweisen, der anhand weiterführender Untersuchungen und Tests Schlafstörungen analysieren und diagnostizieren kann. Um ein möglichst vollständiges Bild zu erhalten, ist es hilfreich, in einem Schlaftagebuch seine Schlaf-/Wachzeiten aufzuzeichnen. Auch in Ihrem Online-Coach können Sie ein Online-Tagebuch aktivieren und Ihren Schlaf dokumentieren.

Besonders auf die Diagnose und Behandlung von Schlafstörungen spezialisiert sind Schlafmediziner, die in schlafmedizinischen Zentren  tätig sind. Sind Sie auf der Suche nach einer qualifizierten Klinik bzw. einem Schlaflabor in Ihrer Nähe? Auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) sind deutschlandweit alle Adressen gesammelt.

Folgen von Schlafstörungen

Wenn die Regenerationskraft des Schlafes dauerhaft fehlt, wirkt sich das nicht nur kurzfristig auf unser Wohlbefinden, die Stresstoleranz und die Leistungs-, Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit negativ aus, sondern hat gravierende gesundheitliche Langzeitfolgen auf Herz, Gefäße, Stoffwechsel und Immunsystem. Darüber hinaus bedingen sich psychische Probleme und Schlafstörungen wechselseitig, d.h. Schlafstörungen können sowohl die Folge von Depressionen und Co. sein, als auch Ursache, Verstärker oder gar Auslöser.Studien zeigten eindeutig auf, dass eine schlechte Schlafqualität eine Verbindung aufweist zu: Stressanfälligkeit, Depressionen, Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck und Herzerkrankungen, erhöhtem Krebsrisiko, schlechter Wundheilung, Infektanfälligkeit sowie Lern-, Konzentrations- und  Gedächtnisproblemen.

Übrigens: Schlafstörungen treten nicht nur als Begleiterscheinung anderer Erkrankungen wie Depressionen auf, sondern werden inzwischen als eigenständige Erkrankung betrachtet und behandelt.

Ursachen von Schlafproblemen

Für Schlafprobleme gibt es eine Vielzahl an möglichen Gründen. Zu den am häufigsten genannten gehören psychische Anspannung, unregelmäßige Tagesabläufe (z.B. bei Schichtarbeit), Atemschwierigkeiten (erkennbar am Schnarchen), Lärm und körperliche Erkrankungen/Schmerzen.

Wie wir schlafen steht darüber hinaus in einem engen Zusammenhang mit unseren Lebensgewohnheiten: zum Beispiel wirken sich Bewegungsarmut, Alkohol, zu spätes Essen, Mangel an Tageslicht und eine ungünstige Schlafumgebung negativ auf unsere Schlafqualität aus.

Therapie und Selbsthilfe bei Schlafproblemen

Die meisten Schlafprobleme lassen sich beheben – vorausgesetzt man erkennt sie und findet ihre Ursachen. Dafür stehen hochmoderne Geräte sowie erfahrene Spezialisten in den Schlafzentren und Schlaflaboren zur Verfügung. Die Behandlung richtet sich nach der Diagnose: Form und Ursache der Schlafprobleme entscheiden über die Therapie. Leichte Schlafstörungen sind dabei oft schon mit wenigen einfachen Verhaltensänderungen verschwunden.

Wer schlecht schläft, kann selbst viel tun, damit sein Schlaf wieder erholsam wird. Wie eine gute Schlafhygiene und schlafgesunde Lebensgewohnheiten zum erholsamen Schlaf beitragen, erfahren Sie auch in den nächsten Coach-Einheiten.

Phänomen Schnarchen

Schnarchen ist lästig und nicht immer harmlos. Wenn das Schnarchen auf Kosten der Gesundheit und des Wohlbefindens geht oder die Beziehung strapaziert, heißt es, aktiv zu werden.

Durchschnittlich jeder zweite Mann und jede vierte Frau im fortgeschrittenen Alter schnarcht. Während „normales“ Schnarchen für die eigene Gesundheit in der Regel ungefährlich ist und den Schnarcher selbst am wenigsten stört (wohl aber den Partner – mehr dazu im nächsten Newsletter), kann lautes und unregelmäßiges Schnarchen auf ernstzunehmende gesundheitliche Problem hinweisen wie eine Schlafapnoe oder das Upper Airway Resistance Syndrom.

Übrigens

Gegen Schnarchen ist kein Kraut gewachsen? Stimmt nicht!

In vielen Fällen zeigt eine Umstellung auf schlafgesunde Lebensgewohnheiten bereits positive Wirkung. In unseren weiteren Coach-Einheiten erfahren Sie mehr! Sind vom Arzt körperliche Ursachen als Grund für das Schnarchen identifiziert, bringt oft ein schonender operativer Eingriff die gewünschte Erlösung. Daneben kann „normalen“ Schnarchern mit kleinen zahnärztlichen Geräten wie einer individuell vom Spezialisten angepassten Gaumenspange oder Schnarchschiene geholfen werden. Erster Ansprechpartner ist immer der HNO-Arzt.

Wichtig: Bei einer Schlafapnoe sind die oberen Atemwege stark verengt bis nahezu vollständig blockiert, die Atemluft kommt nicht mehr hindurch, es kommt zu Atemstillständen während des Schlafes. Mögliche Langzeitfolgen sind gravierend. Lautes und unregelmäßiges Schnarchen, insbesondere in Verbindung mit Atemaussetzern und unklarer Tagesmüdigkeit, sollte deshalb in jedem Fall ärztlich abgeklärt und behandelt werden.

Selbsttest: Harmloses Schnarchen oder gesundheitsschädigende Schlafapnoe?

Bitte wählen Sie jeweils eine Antwort aus.

1. Schnarchen Sie laut oder sagen das andere von Ihnen?

2. Wurden bei Ihnen Atemstillstände im Schlaf beobachtet?

3. Fühlen Sie sich morgens schlapp und müde?

4. Erwachen Sie morgens mit Kopfschmerzen?

5. Fühlen Sie sich in Ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt?

6. Haben Sie Schwierigkeiten, lange konzentriert zu bleiben?

7. Sind Sie tagsüber oft schläfrig?

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Quelle: adaptiert, Schlafapnoe-Selbsttest. Fragebogen zur Selbstprüfung. Erarbeitet vom Schlaflabor der Ruhrklinik Essen.www.gsdschlafapnoe.de